Portugal: Lissabon und Umgebung

Lissabon - die Schöne am Rio Tejo

1984 beklagte die spanische Zeitung "El Pais" das langsame Sterben von Lissabon und dessen schleichenden Verfall. Doch bekanntlich leben Totgesagte länger und "Lisboa" ist eine wahre Überlebenskünstlerin. Zwar beendete das verheerende Erdbeben von 1755 jenes "Goldene Zeitalter", als Portugal führende Seefahrernation und Kolonialmacht war. Nur das maurische Viertel Alfama sowie Turm und Hieronymuskloster von Belém überstanden die Zerstörung. Doch erstand Lissabon aus den Ruinen glanzvoller als zuvor. Davon zeugen die Prunkbauten der "Baixa" - dem schachbrettartig angelegten Stadtviertel - und malerische Jugendstilvillen.

Diese Pracht verfiel ebenso wie die Wirtschaft in den trostlosen Jahren der Diktatur. Portugal schottete sich ab, galt als Armenhaus Europas. Die Nelkenrevolution von 1974 brachte die Wende, der wachsende Tourismus Devisen, und EU-Fördergelder unterstützten den Aufbau. Anlässlich der Weltausstellung 1998 zum Thema "Die Ozeane - Erbe für die Zukunft" leistete sich die portugiesische Hauptstadt eine Generalüberholung. Ein schmucker Park der Nationen entstand und die "Ponte Vasco da Gama" - mit 17 km die längste Brücke Europas. Besucher, die Lissabon noch aus der Zeit vor der Expo kennen, staunen über die Veränderungen. Schon das "Oceanário" ist eine Reise wert und gilt zu Recht als das schönste Meeresaquarium der Welt. Wer bisher noch nicht da war, sollte das portugiesische Sprichwort "Wer Lissabon nie sah, sah nie etwa Gutes" befolgen. Die Stadt liegt direkt am Fluss, und ihr Anblick vom Schiff aus verzaubert einen schon bei der Ankunft. Den Reisenden, die per Flugzeug kommen, sei eine Fahrt mit der Fähre empfohlen, um diesen Blick zu genießen. Vom Wasser aus erscheint die Stadt wie ein kostbares Gemälde. Im Vordergrund liegt die "Praça do Comércio". Dahinter breiten sich die Stadtviertel Baixa und Alfama aus, und darüber thront wahrhaft königlich das "Castelo de São Jorge". Der Aufstieg zum Schloss wird mit einem märchenhaften Ausblick über die Altstadt belohnt. Wem der steile Fußweg zu beschwerlich scheint, der fährt mit einem der Aufzüge, die Unter- und Oberstadt verbinden. Der "Elevador de Santa Justa" ist reich verziert mit "azulejos". Er stammt aus dem Jahre 1902, und ebenso alt sind die historischen Wägen der Straßenbahn. Die Linie der "Eléctrico 28" fährt mitten durch die Altstadt. Die schönsten Aussichtspunkte sind übrigens im Stadtplan mit "Miradouro" gekennzeichnet. Museen gibt es unzählige in Lissabon. Ein ganz besonderes findet sich im Kloster "Convento da Madre de Deus". Das "Museo Nacional de Azulejo" zeigt Kunstwerke aus den für Portugal so typischen, meist blauen Kacheln.

Wer Zerstreuung sucht, flaniert über die "Avenida da Liberdade" oder findet im "Barrio Alto" eine Fülle an Lokalen und Clubs. In den Fado-Bars kann man dem schwermütigen Gesang lauschen. Pflegen doch die Portugiesen angeblich gerne ihren Hang zur Melancholie, poetisch "saudade" genannt. Die Lieder voller Weltschmerz künden von unglücklicher Liebe, vom Heimweh und der Sehnsucht nach fernen Ländern. Dieses Fernweh kann jeder nachempfinden, der in Almada beim überlebensgroßen "Christo de Rei" auf Lissabon blickt oder beim "Ponte 25 de Abril" - Vorbild für die Hängebrücke war die Golden Gate Bridge - hinaus auf die breite Mündung des Tejo. Lissabon ist eine Hafenstadt und liegt dennoch nicht direkt am Atlantik. Wer ans Meer möchte, dem sei die Schnellbahn in die Seebäder Cascais und Estoril empfohlen. Wer es bergiger mag, steigt an der "Estação Rossio" in den Vorort-Zug nach Sintra. Mitten im Naturpark der Serra kann man die Ruinen des "Castelo dos Mouros" entdecken, das Märchenschloss "Palácio da Pena" bestaunen oder zum Kapuzinerkloster mit den Felsgrotten wandern.

Lissabon und Umgebung - Lissabon

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